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Tilly Boesche-Zacharow zu Besuch im Fotostudio Steffi Rose


Verlegerin Boesche-Zacharow lebt und wirkt in Berlin-Frohnau und Fotografin Rose wohnt und gestaltet in Oranienburg. Und in diesem Beitrag soll es nun wirklich nicht um solch feine Unterschiede gehen, die tatsächlich zwischen „leben“ und „wohnen“ diskutiert werden könnten. Ich habe nur eben gerade nach einer anderen Ausdrucksform gesucht, um mich nicht zweimal des gleichen Adjektivs bedienen zu müssen. Das ist alles.

In diesem Artikel geht es um Steffi Rose, deren Beruf das Fotografieren ist und um Tilly Boesche-Zacharow, die seit mehr als 65 Jahren schreibt und seit mehr als 35 Jahren Bücher verlegt. Es geht um die Begegnung zwischen berufstätigen, kreativen Frauen.

Steffi Rose, wie ich finde, hat genau das richtige Alter. Sie ist kein Mädchen mehr, sondern hat schon Erfahrung und ist wohl in der Mitte ihrer dreißiger Jahre. Tilly Boesche-Zacharow ist Jahrgang 1928… ja rechnen Sie doch selbst, wieviel Lenze die Verlegerin auf dem Buckel trägt.

Frohnau und Oranienburg… wer ein bissl ortskundig ist, weiß, das ist ein Katzensprung und gute Arbeit spricht sich schnell in der Gegend herum. So kam Dr. h.c. Boesche-Zacharow, samt persönlicher Referentin (das bin ich, die dies hier schreibt) gestützt auf Gehstock und mich (wegen der Lenze auf dem Buckel) auf ein Shooting in Oranienburg vorbei.

Denn gerade arbeitet Frau Boesche-Zacharow auf Hochtouren am Erscheinen einer Höredition zur Verbandstätigkeit der deutschsprachigen Schriftsteller in Israel. Das Audio erklärt – und das zugehörige Booklet illustriert – dabei die dreißigjährige Geschichte dieses Verbunds. Exemplarisch werden 19 Lyrikerinnen und Lyriker mit ihren Arbeiten vorgestellt. Durch Interviews, zum Beispiel mit dem Religionsphilosophen Schalom Ben-Chorin, wird die Audio CD ergänzt – und Musik gibt es on the top. Mit dieser Audio CD verfolgt Boesche-Zacharow erneut ihr Verlagsprogramm, welches sich hauptsächlich auf den jüdischen exilierten Autor, bzw. Autorin fokussiert. Die Verlegerin, sie hatten Zeit zu rechnen, also selbst im Nationalsozialismus erzogen und aufgewachsen, hat sich dem „nie wieder“ verschrieben und genau daran arbeitet sie bis heute – unaufhörlich.

Das Booklet soll ein aktuelles Foto von Boesche-Zacharow bekommen und so stehen wir auf den Stufen zum Atelier von Frau Rose, die blond vor uns auftaucht. Es geht hier nicht um Eitelkeiten, allerhöchstens um eine Spur von Effekt und es geht um eine Art Anfassbarkeit, auch um Draufsicht. Das wünschen wir uns. Ganz einfach, der Anspruch, oder.

Und wie geht es einer Fotografin eigentlich mit den Ansprüchen der werten Kundschaft? Ein Anruf, ein Termin. Und dann steht das zu fotografierende Model vor einem. Wer sind die Kunden, die da auf den Stufen nahen? Eben doch Eitle, gar Arrogante. Hybrid? Gebieterisch? Was wird gewünscht? Und vor allem: Wird man dem Auftrag gerecht werden?

Fünf Stufen in die Höhe, die gilt es – bei allem Temperament der Verlegerin – zu überwinden. Diese Spanne an Zeit hat die Fotografin Rose um ein erstes Bild zu rahmen. Etwas zu erfühlen, um mit Empathie darauf zu reagieren, damit Fotos nicht statisch werden.

Die Referentin zieht und zerrt die Verlegerin ein wenig ins rechte Licht, die flexible Fotografin beginnt die Deko abzuhängen und umzuarrangieren und Boesche-Zacharow? Die wirft sich dann doch noch etwas in Pose, bei so viel Fokus, bei so viel Blitzlicht – das wundert niemand, oder. Fotografin und Referentin freut`s. Weil,… weil es so schön ist im eigentlichen Geschehen, während der Arbeit von Frau Rose, die Entwicklung, die Bewegung, die Dynamik zu spüren – die zwischen uns drei Menschen – so unterschiedlichen Alters – entsteht. Schlicht gesagt, die Session macht uns allen Spaß.

Es ist aufregend und immer neue Ideen möchten ausprobiert werden. Bauch rein, … Brust raus, … Steffi Rose bleibt gelassen. Rückt erneut am Mobiliar des Ateliers und sucht lange und geduldig den Gehstock, der plötzlich ganz und gar verschwunden scheint (der hatte sich – vor lauter Fotolampen – unter das Sofa verkrümelt).

Letztendlich weiß die Verlegerin genau was sie will. Sucht auf den großen Monitoren sehr zufrieden unter zig Varianten, das zu ihr passende eine Foto aus. Da lässt sie sich nicht reinreden. Und weder Fotografin Rose, noch ich tun dies auch – denn beide haben wir – durch die Art von Frau Boesche-Zacharow – ein wenig Ehrfurcht vor so viel Kraft und Leidenschaft, die diese geballten 88 Jahre (falls sie doch nicht nachgerechnet haben) so mit sich bringen.

Mir bleibt zweierlei zu sagen: Erstens Fotografin Steffi Rose ist tatsächlich eine Empfehlung; ein echter – heißer – Tipp. Zweitens: Wenn Sie die CD interessiert, die Frau Boesche-Zacharow herausgibt… schauen Sie doch mal auf www.boesche-verlag.de vorbei; ab Ende März 2017 ist sie im Handel erhältlich.

Tilly Boesche trifft Steffi Rose - kreative Frauen unter sich.

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